Camouflage


2005, 2009, 2012, 2014

Camouflage

Mit der Band Camouflage verbinden wohl die meisten vor allem zwei Radiohits aus den 80ern, „The Great Commandment“ und „Love is a Shield“ – dass Heiko Maile, Marcus Meyn, Oliver Kreyssig auf mittlerweile 30 Jahre Bandgeschichte zurückblicken können und neben Alphaville und De/Vision zu den einflussreichsten Synth-Bands Deutschlands gehören, wissen die wenigsten.

Die Band wurde 1983 in Bietigheim-Bissingen in Baden-Württemberg als Schülerband, zunächst unter dem Namen „Lizenenced Technology“, gegründet. Im Keller-Heim-Studio von Mailes Elternhaus entstanden unter primitivsten Bedingungen die ersten Songs auf Kassette. Eines der selbst vertriebenen Tape-Alben landete durch Zufall bei einem Synthpop Wettbewerb des Radiosenders hr3 und gewann.

Das kleine Frankfurter Plattenlabel Westside nahm die Bietigheimer unter Vertrag, produzierte die Ur-Version der Maxi-Single „The Great Commandment“ 1986, bevor 1987 eine überarbeitete Version davon schließlich vom Major-Label Metronome weltweit herausgebracht wurde. Ergebnis: Charterfolge in Deutschland und anderswo in der Welt. Die aufkommende Remix-Kultur bescherte Camouflage sogareinen Nummer 1 der Dance-Charts in den USA.

Es folgte 1988 das viel gelobte Debütalbum „Voices & Images“, aufgenommen in den Darmstädter Synsound Studios. Mit Schützenhilfe desversierten Produzenten Axel Henninger gelangen weitere ordentliche Single-Hits „StrangersThoughts“ und „Neighbours“. Auch das zweite Album „Methods of Silence“ wurde ein sauberer Streich, aufgenommen im Brüsseler Studio von Produzent Dan Lacksmann. Der größte Erfolg bis heute ist die Single „Love is a Shield“, die 1989 die deutschen Top-Ten knackte undbis heute ständig im Radio läuft. Beeinflusst von ihrer ersten großen Tour mit Schlagzeuger und Gitarristen klang das nächste Album „Meanwhile“ 1990 vergleichsweise akustisch. Viele Synthpop Fans straften das mit Missachtung und blieben lieber beim Violator-Album von Depeche Mode treu, das zuvor erschienen war. Überhaupt war Camouflage die ständigen Vergleiche mit den großen britischen Vorbildern lästig. Ja natürlich hatte man die DM Einflüsse, unüberhörbar, doch Gesang, Arrangements und Songwriting waren bei Camouflage stets eigenständig und in ihrer melodischen Melancholie nicht minder brillant.

Die Band, ab 1990 nur noch zu zweit, besann sich 1993 mit dem perfekt produzierten und komplett unterschätzten Album „Bodega Bohemia“ und lupenreiner Single „Suspicious Love“ zwar wieder auf die Synthpop-Wurzeln, doch die breite Masse hatte im Rausch von Grundge und Techno in den 90ern Camouflage links liegen lassen. Das 1995 erschienene experimentelle Elektro-Album „Spice Crackers“ manifestierte das und die Mitglieder verdienten sich ihr Geld fortan als freie Musik-Produzenten (Heiko), Label Manager (Marcus) und Grafik Designer/Leiter Kreativ Abteilung eines Major Labels (Oliver).

Dass es die Band heute noch gibt und sie wieder zu dritt weitere Alben lieferten, ist vor allem der treuen Fangemeinde weltweit zu verdanken. Die kauften 1999 die Top-100 Single „Thief“ und warteten nach dem Labelwechsel zu Polydor geduldig auf das sensationelle Comeback Album „Sensor“ im Jahr 2003 , das ordentlich einschlug und den kleinen Single-Hit „Me and you“ hevor brachte. 2006 folgte beim SPV Label das Album „Relocated“ – aus der Tour entstand später 2009 dann die mitreißende Live-DVD/CD „Live in Dresden“, die in den Extras auch alle Videos von Camouflage enthielt.

2013 feiert die Band ihr 30-Jähriges Jubiläum und macht nach eigenen Aussagen „Musik aus Spaß“. Deshalb wird’s wohl auch wieder ein neues Album geben (VÖ voraussichtlich 2014). Vorboten der neuen Platte gibt’s auch live zu hören, zum Beispiel der Song „Shine“, der auf einigen Konzerten schon die Fans komplett in Extaseversetzt hat.

Wer Camouflage noch nicht live erlebt hat, der sollte das dringend nachholen, denn die Stimmung bei den Gigs ist unvergleichlich: die Songs kommen in lebendigen Synth und Rock Arrangements auf die Bühne, der Sound ist fett und die Bühnenpräsenz von Sänger Marcus Meyn schlichtweg atemberaubend.